Montag, 9. April 2018

Foto der Woche

Foto der Woche 





Diese Woche war ich in Nürnberg unterwegs. Dabei ist dieses Foto der Woche entstanden, das im heutigen Post dazu dient, euch meinen einfachen Workflow beim Erstellen von Schwarz-Weiß-Fotos näher zu bringen.

Gleich vorweg möchte ich betonen, dass die Werte in den Einstellungen natürlich nicht beliebig auf jedes Foto übertragen werden können, sondern lediglich als Richtlinien für eure Bearbeitung zu verstehen sind. Das liegt daran, dass die Lichtverhältnisse je nach Foto und Tageszeit variieren. Im Großen und Ganzen gehe ich aber bei meinen Schwarz-Weiß-Fotos meistens nach dem gleichen Muster vor und wäge ab, welche Werte am besten passen. Ich verwende für die Bearbeitung stets Lightroom, das Vorgehen kann aber auf andere Bearbeitungsprogramme übertragen werden. 

Grundeinstellungen


Los geht´s mit den Grundeinstellungen. Hier wähle ich zunächst direkt unter dem entsprechenden Reiter die Option "Schwarzweiß". Nun sollten wir unser Foto bereits in schwarzweiß sehen, allerdings sieht es vermutlich noch recht langweilig aus. Deshalb ziehe ich den Kontrast weit nach oben. Meist ist es ein Wert über 50, allerdings kann der Wert -je nach Bild- auch manchmal darunter liegen. Hier gilt: Erlaubt ist, was gefällt. 

Im nächsten Schritt balanciere ich Lichter und Tiefen aus. In diesem Fall wollte ich den Himmel und Details in der Brücke erhalten. Das heißt: Lichter runter für den Himmel, Tiefen hoch für die Details in den dunklen Bereichen. Hier fielen beide Werte extrem aus. Habe ich ein Ergebnis, das mir gefällt, probiere ich verschiedene Weiß- und Schwarz-Werte aus. Generell gilt: Je höher Weiß, desto "heller" die hellen Bereiche, je niedriger Schwarz, desto "dunkler" werden die dunklen Bereiche. Nun mag dem einen oder anderen aufgefallen sein, dass sich meine Einstellung des Kontrasts und meine Einstellungen der unteren vier Werte eigentlich widersprechen und sich gegenseitig sogar aufheben. Das stimmt! Dennoch hat es für mich so eigentlich immer besser funktioniert, als den Kontrast nur über die vier unteren Werte zu regeln. Warum es einen Unterschied macht, weiß ich nicht. Die Erklärung überlasse ich den Technik-Nerds unter euch (bevor ich hier irgendeinen Unsinn schreibe). 

Schließlich ziehe ich die Klarheit meistens leicht nach oben. Die Höhe variiert, je nachdem, wie viel Struktur ich im Bild haben möchte. Seit dem letzten Update steht unter "Klarheit" nun endlich auch der "Dunst entfernen"-Regler. Diesen verwende ich in meinen Schwarz-Weiß-Fotos aber nur selten oder, wie in diesem Fall, gar nicht. 

Gradationskurve, Schwarzweißmischung 


Bei der Gradationskurve gehe ich immer unterschiedlich vor. Ich persönlich finde, dass diese Einstellung vor Allem Übungssache ist. Ich sehe mittlerweile vor mir welche Veränderung in der Kurve welche Auswirkung auf das Foto hat. Im Beispielbild habe ich nur wenig an der Kurve verändert. 
Manchmal bevorzuge ich aber in meinen Schwarz-Weiß-Fotos einen matten Bildlook. Dann ziehe ich den Punkt ganz unten links im Bild entlang an der linken Begrenzung senkrecht nach oben, bis mir das Ergebnis gefällt. 

In der Schwarzweißmischung können wir die Helligkeit der einzelnen Farben im Bild bestimmen, also wie schwarz oder weiß bestimmte Farben erscheinen sollen. Hätte ich beispielsweise den Regler für Rot auf -100 gezogen, würden alle roten Elemente im Bild schwarz erscheinen. Hier haben mir die vorgegebenen Einstellungen so gut gepasst. dass ich sie nicht verändert habe. 


Teiltonung und Schärfen 


Es ist Geschmackssache, aber ich finde Teiltonung hat in Schwarz-Weiß-Fotos nichts verloren. Ich überspringe diesen Schritt in 100% der Fälle komplett. 

Als vorletzten Schritt schärfe ich das Foto. Der Wert variiert je nach Foto. Ist mithilfe des Bildausschnitts über den Reglern ein geeigneter Wert gefunden, halte ich die Alt-Taste gedrückt und bestimme durch Bewegen des "Maskieren"-Reglers, welche Kanten geschärft werden sollen. Diese erscheinen weiß. 

Chromatische Aberrationen entfernen und Körnung


Schließlich setze ich noch einen Haken bei "Chromatische Aberrationen entfernen", um entsprechende Fehler aus dem Bild zu entfernen. 

Als letztes widme ich mich -je nach Belieben- dem Körnungs-Reglern. Meistens wähle ich einen niedrigen Wert. 


Fazit 

Mein Fazit zur Bearbeitung des Bildes ist das, was in Lightroom und allen anderen Bearbeitungsprogrammen eigentlich immer gilt: Ein Workflow ist wichtig, aber letztlich kommt es darauf an auszuprobieren und immer wieder neue Ideen zu entwickeln. 

Montag, 2. April 2018

Foto der Woche

Foto der Woche 



Das Foto der Woche gibt dieses Mal Einblick in ein kleines Nebenprojekt von mir: Der Suche nach Farben und Strukturen in der Natur. Dabei habe ich besonders Gefallen daran gefunden, Flechten und Moose auf Rine zu fotografieren. Sie bieten ein breites Farbspektrum, sind oft von einem ganz interessanten Licht umgeben und bilden, zusammen mit der Rinde, interessante Muster. 

Objektiv und Brennweite variieren je nachdem, was ich fotografieren möchte. Mal verwende ich mein 105mm 2.8 Makroobjektiv, mal das 18-135mm im Tele-Bereich. Meistens verwende ich zum Fotografieren von Strukturen f8 und passe die Verschlusszeit so an, dass ich aus der Hand gerade noch scharfe Fotos machen kann. Den ISO halte ich davon abhängig möglichst gering. 

Ich denke, als Fotograf gehen wir immer mit offenen Augen durch unsere Umgebung. Wir achten auf Licht, Farben und Muster. Das endet für mich oft in genau solchen Spinnereien. Wer fotografiert schon Rinde? ;-) Ich selbst merke aber schon, dass mich solche kleinen Nebenbeschäftigungen gut trainieren - besonders dann, wenn es um größere Projekte geht. Denn genau dann fällt mir das auf, was meine Nebenbeschäftigung auszeichnet! Erfahrungen sind Erfahrungen und jede Übung zahlt sich in der Fotografie letztlich aus. Also: Geht mit offenen Augen durch die Welt und legt euch auch für Nebenbeschäftigungen ins Zeug! 

Sonntag, 25. März 2018

Foto der Woche

Foto der Woche 

Lang, lang ist´s her, nun ist es wieder da: Das Foto der Woche. Passend zum Frühling befasst es sich diese Woche mit dem Fotografieren von Gartenvögeln. 



Dazu habe ich zunächst Meisenknödel als Köder an einer Stelle platziert, an der ich mein Stativ gut in Position bringen konnte. An der Kamera befestigte ich einen Funk-Fernauslöser, mit dessen Hilfe ich die Kamera aus der Distanz auslösen konnte. Dort stellte ich einen Stuhl so auf, dass ich den Köder gut im Blick hatte, für die Vögel aber nicht sichtbar war.

Ab dann war Geduld gefragt. Die Vögel machten die Köder zwar rasch aus, ließen sich von der Kamera aber irritieren und hielten sich deshalb nur kurz vor dem Objektiv auf. Nach einiger Zeit vertrauten sie dem Konstrukt aber immer mehr und ich konnte problemlos aus meiner Deckung heraus auslösen. Wichtig ist bei dieser Vorgehensweise der Autofokus-Modus: Ich vermutete beim Ausrichten der Kamera, wo sich der Vogel aufhalten würde und setzte den Autofokus lokal an eben diese Stelle. Das ist freilich fehleranfällig und es ist extrem ärgerlich, wenn ein Vogel kommt und genau die falsche Stelle anfliegt. Nach langem Ausprobieren hat sich diese Methode jedoch als die effektivste herausgestellt. Geduld braucht man beim Fotografieren von Tieren ohnehin immer.

Damit sich die Vögel schön vom Hintergrund abheben, verwendete ich ein 105mm f2.8. An der Kamera war der niedrigste ISO eingestellt. Um den Hintergrund unscharf zu halten, aber dennoch genug Schärfentiefe im Bild zu haben, wählte ich einen Blendenwert von 4. Höhere Zahlen bringen eventuell mehr Erfolg. Die Verschlusszeit wurde je nach Umgebungslicht angepasst, sie betrug jedoch niemals unter 1/200 Sekunde, um Bewgungsunschärfe zu vermeiden.





Fazit

Erfolgreiche Bilder brauchen Zeit. Mal spielt die Kamera nicht schnell genug mit, mal sitzt der Vogel nicht an der gewünschten Stelle. Wer genügend Geduld hat, kann aber sehr schöne Ergebnisse erzielen. Ein Fernauslöser ist, wenn man kein Teleobjektiv zu Hand hat, sicherlich der effektivste Weg, die Vögel nicht zu verschrecken. Nimmt man das und die Wartezeit in Kauf, wird man auf jeden Fall belohnt. Dazu muss es nicht unbedingt ein offenblendiges Objektiv sein. Auch mit Kit-Objektiv kann die Umsetzung gelingen. 



Mittwoch, 21. März 2018

Blogs sind tot...

Blogs sind tot 

Sind wir ehrlich, es ist wie es ist: Blogs sind tot. In Zeiten von facebook und instagram sind die wenigsten auf Blog-Einträge angewiesen. Freilich gibt es da die Influencer, Food- und Fashion-Blogger, aber ich habe schon den Eindruck, dass Blog-Beiträge lesen mittlerweile zu umständlich geworden ist. Ich merke das ja an mir selbst: Wann klicke ich schon bewusst auf einen Link, der mich von meinen gewohnten Plattformen wegführt? Wann fallen mir solche Beiträge überhaupt in meiner Timeline auf? Und ist Videos schauen nicht viel einfacher?
Es stimmt schon. Also: Weg mit dem Blog. City Lives. blogspot schließt. 





Nicht. 
Natürlich sollte man immer auf Trends achten. Natürlich werden meine Posts und die von so vielen anderen Fotografen nicht mehr so viel gelesen. Das ist einerseits schade. Andererseits poste ich aber ganz klar auch für mich. Mir macht es Spaß meine Gedanken und Tipps zu teilen. Der Blog lässt mich auch reflektieren: Auf kurze Zeit hin, also unmittelbar nachdem ich fotografieren war, aber - und das ist viel spannender - auch auf lange Zeit hin. Vor ein paar Jahren, als ich meine ersten Posts geschrieben habe, habe ich mich noch für so ziemlich alles in der Fotografie begeistert und meine Versuche geteilt. Heute bin ich spezialisierter, beherrsche mehr Techniken und gehe ganz anders an Fotos heran. Mein Interesse ist gewachsen und ich fotografiere regelmäßiger. Das alles spiegelt sich in der Entwicklung dieses Blogs wieder.
Schon deshalb werde ich weiter posten, bis Blogs wieder in Mode sind. Ich würde mich freuen, wenn ihr weiter dranbleibt! 


Sonntag, 24. September 2017

Foto der Woche

Foto der Woche 





Das Foto der Woche ist dieses Mal eine Art Panorama-Stacking. Während ich zu Beginn meiner Fotografie noch nicht mit Fokus-Stacking vertraut und -wenn ich es so im Nachhinein betrachte- auch zu faul für diese Art der Fotografie war, ist diese Technik immer mehr zur Routine geworden. Beim Fokus-Stacking werden mehrere Fotos mit unterschiedlicher Schärfeebene miteinander durch ein Bildbearbeitungsprogramm kombiniert, sodass das fertige Bild einen größeren Schärfebereich aufweist, als die einzelnen Fotos. Ein ähnlicher Effekt könnte zwar auch mit geschlossener Blende, also zum Beispiel mit f22, erreicht werden. Das wäre allerdings mit Qualitätseinbußen verbunden und wir können den Schärfebereich schlechter kontrollieren, als das beim Fokus-Stacking der Fall wäre. 
Stackings sind reine Übungssache. Je mehr Fotos auf diese Weise entstehen, umso besser werden sie und umso mehr Möglichkeiten der Anwendung werden deutlich. 
In letzter Zeit wende ich Fokus-Stackings nicht nur bei Fotos im Standard-Format an, sondern auch bei Panoramas. 
So war es auch bei diesem Foto der Woche. Ich war im Wald unterwegs und hatte nur das 50mm 1.8  dabei, als mir die vielen Pilze aufgefallen sind. Ich suchte mir eine stabile Unterlage für die Kamera und legte los. Ein Foto machte ich für die wenigen Pilze im Vordergrund. Dann stellte ich auf die hinteren Pilze scharf und verfuhr wie gewohnt bei einem Panorama-Fotos, das heißt ich machte Fotos von nebeneinander liegenden Teilen des Motivs. 
Zuhause angekommen erstellte ich zunächst das Panorama aus den Bildern, bei denen ich auf die Pilze im Hintergrund fokussiert habe. Das geht in Lightroom mit zwei Klicks: Alle gewünschten Fotos markieren, Rechtsklick, Zusammenfügen von Fotos, Panorama. 
Das fertige Panorama habe ich mit dem Foto mit den scharfen Pilzen im Vordergrund als Ebenen in Photoshop geöffnet. Dazu in Lightroom einfach die beiden Fotos markieren, Rechtsklick, Bearbeiten, In PS als Ebenen öffnen. 
In Photoshop markierte ich die beiden Ebenen und wählte unter "Bearbeiten" die Option "Automatisch ausrichten".
Danach beide Ebenen markiert lassen, wieder "Bearbeiten" wählen und dann "Ebenen automatisch überblenden", Bilder stapeln, mit OK bestätigen. Nach kurzer Wartezeit mit Strg + E das Ergebnis auf eine Ebene zusammenfassen und speichern. 
Selbstverständlich wäre es besser gewesen, wenn ich einfach 2 Panoramas fotografiert hätte: Eines mit scharfem Vorder- und eines mit scharfem Hintergrund. Da ich hier aber kein Stativ zur Hand hatte, beließ ich es bei einem Foto für den Vordergrund. 
Ich denke, das Foto der Woche zeigt, dass man mit ein wenig Übung mit jeder Technik vertraut und diese weiterentwickeln kann. Das ermöglicht es uns, kreativ zu werden und selbst mit ungeeigneter Ausstattung noch brauchbare Ergebnisse erzielen zu können.  

Sonntag, 17. September 2017

Foto der Woche

Foto der Woche 


ISO 320 50mm f5.0 1/1000 Sekunde

Zum Foto der Woche gibt es dieses Mal nicht viel zu sagen. Ich habe es spontan unterwegs aus dem Auto heraus fotografiert und irgendwie ist es diese Woche einfach mein Favorit geworden. Aber so ist das manchmal mit Fotos! Manchmal sind Bilder nichts fürs Portfolio, sie sind nicht auf besondere Art und Weise umgesetzt oder stechen sonst auf irgendeine Art und Weise hervor, sondern sie gefallen einfach nur. Und genau das darf bei allem Ehrgeiz und allem Anspruch nicht vergessen werden: Der Spaß an der Fotografie und die Freude an den Ergebnissen. 

Freitag, 15. September 2017

Erfahrungsbericht

Red Bull District Ride 2017
Meine Erfahrungen 


Drei Jahre musste ich warten, dann fand er endlich wieder statt: Der nächste Red Bull District Ride in der Nürnberger Altstadt. Es war bereits das dritte Mal, dass ich das Event besuchte und dieses Mal hatte ich richtig Bock auf gute Fotos.

1. Zum Event 

Beim Red Bull District Ride verwandelt sich die Nürnberger Altstadt für ein Wochenende in einen Hindernis-Parcour. Freerider aus aller Welt springen von der Nürnberger Burg und gelangen über verschiedene Hindernisse schließlich zum Hauptmarkt, wo sie vor mehreren zehntausend Zuschauern die spektakulärsten Sprünge zeigen. Schon zum fünften Mal konnte das Event in Nürnberg besucht werden. Dieses Jahr war es am ersten September Wochenende angesetzt. Das Training begann am Donnerstag Vormittag und dauerte bis Freitag Nachmittag. Ab dann startete das Qualifying und der Best Trick Contest, Samstag Abend war das Event dann vorbei. 


2. Meine Strategie

Nachdem das Event wirklich immer sehr gut besucht ist und Fotografieren aus der Menge heraus 2014 extrem schwierig war, habe ich mir dieses Mal eine Strategie überlegt. Zumindest eine grobe Überlegung ist eigentlich immer hilfreich, wenn man erfolgreich fotografieren und sich vom Knipsen und Schnappschüssen abheben will. 

Um ungestört fotografieren und möglichst viele Seiten des Events zeigen zu können, wollte ich mich für meine Fotos ganz auf das Training konzentrieren. Um diese Zeit ist die Stadt noch nicht voll und man kann sich einfach flexibler bewegen und andere Perspektiven nutzen, wenn die Menschenmassen noch nicht da sind. Das war es mir wert, auf die spektakuläreren Sprünge während des Wettbewerbs zu verzichten. Mein Ziel war es, alle Seiten des Events mit Bezug zu Nürnberg zu fotografieren. Für mich ist ein Foto, das nur den Sprung zeigt, auch beeindruckend, aber ich wollte mit meinen Bildern die gesamte Geschichte festhalten und dazu gehört für mich auch der Veranstaltungsort - zumal die Altstadt wirklich sehr zur Stimmung und Wahrnehmung des District Rides beiträgt. Um  das Training zu meinem Vorteil zu nutzen, wollte ich nahe an die Hindernisse heran, um die Sprünge direkt von unten festhalten zu können. 
Außerdem habe ich mir folgendermaßen überlegt, wie ich meine Ideen umsetzen kann: 

Idee
Umsetzung
Sprünge in Kontext zur Stadt
Dimension der Sprünge (Höhe)
Weitwinkel-Fotos
Panoramas
Sprung allein zeigen
Sprung vor Teil eines bekannten/ repräsentativen Gebäudes oder Platz
Tele-Fotos
Momente zwischen den Sprüngen: Fahrer und Interaktionen
Tele-Fotos
Möglichst Offenblende
50mm
Details, Angestellte und Mitarbeiter und deren Arbeit
Tele
50mm
Makro

Damit standen mein Konzept und mein Ziel bereits zwei Tage vor Beginn des Trainings fest. 



ISO 100 105mm f6.3 1/320














Kurz steht die Welt Kopf: Hier konnte ich den Sprung mit Tele-Brennweite gut festhalten und an den Betrachter heranholen. Der Bezug zur Stadt fehlt aber völlig.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      





3. Ausrüstung

Die Auswahl der Ausrüstung baut auf der Strategie auf. Dazu überlege ich zunächst rein theoretisch, mit welcher Ausrüstung meine Ideen und meine Strategie umgesetzt werden können: 

Idee
Umsetzung
Ausrüstung
Vorhanden
Sprünge in Kontext zur Stadt
Dimension der Sprünge (Höhe)
Weitwinkel-Fotos
Panoramas
WW-Objektiv
Ggf. Stativ
NEIN

JA
Sprung allein zeigen
Sprung vor Teil eines bekannten/ repräsentativen Gebäudes oder Platz
Tele-Fotos
Teleobjektiv
NEIN
Momente zwischen den Sprüngen: Fahrer und Interaktionen
Tele-Fotos
Möglichst Offenblende
50mm
Teleobjektiv
Makro-Objektiv
50mm 1.8
35mm
NEIN
JA

JA
NEIN
Details, Angestellte und Mitarbeiter und deren Arbeit
Spiel Vordergrund- Hintergrund 

Tele
50mm
Makro
Teleobjektiv
Makro-Objektiv
50mm 1.8
35mm
NEIN
JA

JA
NEIN

Aus der Tabelle geht bereits deutlich hervor, dass mir die ideale Ausrüstung nicht zur Verfügung stand. Das ist soweit aber kein Problem, denn der nächste Schritt ist die Frage nach verfügbaren Alternativen. In meinem Besitz ist das 18-135mm, ein Reisezoom, mit dem ich sowohl das Weitwinkel-Objektiv als auch ein Stück weit das Teleobjektiv abdecken kann. Nun muss ich als Fotograf entscheiden: Genügen mir meine Alternativen oder muss ich eventuell auf einen Verleih zurückgreifen? 
Abgesehen davon, dass durch das Leihen von Objektiven zusätzliche Kosten angefallen wären und es gar nicht so leicht ist, A-Mount-Objektive auszuleihen, überwogen für mich die Vorteile des Reisezooms. Der breite Brennweitenbereich lässt mich flexibel fotografieren und ich verliere keine Zeit durch Objektivwechsel. Zusätzlich ist fraglich, inwiefern die Knack-Schärfe von teureren spezialisierten Objektiven bei dieser Art der Fotografie für meine Ansprüche überhaupt einen Unterschied macht. Grundsätzlich sollte man sich als Fotograf ohnehin immer überlegen, wie weit man mit der verfügbaren Technik kommt, denn oft sind sehr gute Fotos auch mit vermeintlich ungeeigneten Brennweiten möglich und es ist vielleicht eben diese Eingeschränktheit, durch die Fotos entstehen, die sich von den anderen abheben. Für Berufsfotografen ist das natürlich eine andere Frage.


Moments between: Zwischen den Sprüngen nehmen sich die Profis gerne Zeit für ihre Fans. 


4. Vorbereitung

Die Vorbereitung ist die letzte Phase, bevor es nach draußen geht. Hier packe ich die Kameratasche entsprechend meiner Überlegungen. Ein Regenschutz sollte in dieser übrigens niemals fehlen - schon ein einfacher Müllbeutel kann notfalls Wunder vollbringen! Außerdem habe ich mir für den District Ride das Programm ausgedruckt und mir den Ablauf verinnerlicht. Ich bin den Parcour im Kopf durchgegangen und habe mir bereits grob Gedanken gemacht, welche Sprünge wo am besten zu sehen sein könnten und welche Perspektiven sich wo anbieten. 

Grundsätzlich kann es auch eine große Hilfe sein, sich mit den Fotos anderer Fotografen aus den Vorjahren oder ähnlichen Events auseinanderzusetzen. Dabei stelle ich mir immer zwei Fragen: Was kann ich lernen? Wie kann ich mich von diesen Bildern abheben? 

Stehen alte Bilder zur Verfügung, ist es hilfreich, sich noch einmal mit diesen zu befassen: Welche Erfahrungen habe ich damals mitgenommen? Wo traten Probleme auf? Wie kann ich diese Fotos dieses Mal besser machen? In meinem Fall habe ich folgende Konsequenzen aus meinen Bildern gezogen: 


  • Aus der Menge heraus zu fotografieren gestaltet sich schwierig → Menschenmenge meiden, Training fotografieren
  • Der Fokus sitzt nicht immer → geeigneten Fokusmodus verwenden oder variieren 
  • Fahrer in Kontext setzen
  • Belichtung beachten, wenn Hintergrund nur aus Wolken besteht


Damit ist die Bedeutung der Vorbereitungsphase klar: Sie hilft die Situation einzuschätzen, in ihr entstehen letzte Bildideen und sie erspart dem Fotografen die Auseinandersetzung mit diesen Punkten vor Ort. Da bereits von vorneherein die Technik auf das reduziert wird, was an diesem Tag benötigt wird, der Ablauf im Kopf ist und alle Bildideen stehen, kann sich der Fotograf ganz auf das Fotografieren konzentrieren und quasi ein Programm abspielen. Gute Vorbereitung ist oft das, was Fotografieren vom Knipsen unterscheidet. 

Tatsächlich ist mir ausgerechnet in dieser Phase ein Fehler unterlaufen: Anstatt die Bilder meiner 32GB-Speicherkarte auf die Festplatte zu verschieben habe ich sie anscheinend kopiert, sodass mir vor Ort lediglich eine Speicherkarte mit ungefähr 70 Fotos zur Verfügung stand. Das mag auf den ersten Blick viel erscheinen. Da ich aber auf jeden Fall im Highspeed-Modus mit 12 Bildern/Sekunde fotografieren wollte, blieben mir bei vollem Durchlauf ganze 6 Versuche. 

5. Vor Ort

Nachdem ich mit der Nürnberger Altstadt bereits vertraut war, ich aber in Ruhe ankommen und erste Perspektiven ausprobieren wollte, entschied ich mich, eine halbe Stunde vor Beginn des zweiten Trainingsdurchgangs an der Burg zu starten und mich dann mit der Zeit die Districts entlang nach unten zum Hauptmarkt vorzuarbeiten. 

Grundsätzlich ist es vor Ort dann immer wichtig, die Umgebung im Auge zu behalten. Befinden sich Menschen in der Umgebung, die mich beim Fotografieren beeinflussen oder meine Bilder stören könnten? Was macht das Team um die Profis? Könnten bestimmte Perspektiven den Sicherheitsdienst ärgern? Wo sind Rettungswege oder Einfahrten, die ich blockieren könnte? Wo kann ich mich ungestört bewegen? Wo halten sich die Menschenmassen auf? 



6. Praxis

Und dann ging es auch schon an die Praxis - und die gestaltete sich ganz anders als erwartet. Ausgerechnet an den Trainingstagen gab es starke Regenfälle. 









Abgedeckte Rampen, viele Wolken und nasses Pflaster. Unter diesen Umständen war kein Training möglich. 






6.1 Probleme 

Programmänderungen und unklare Zeitfenster 
Wie gesagt war mein Plan eigentlich eine halbe Stunde vor Beginn des zweiten Durchgangs am ersten District zu sein. Dann bemerkte ich auf meinem Weg zur Burg aber plötzlich eine Menschenmenge am vorletzten Hindernis in der Nähe des Hauptmarktes. Und tatsächlich: Dort machten die Fahrer gerade ihre Sprünge. Anscheinend hatte sich bereits der erste Trainingsdurchgang weit nach hinten verschoben, sodass ich noch den Abschluss dieses Trainings mitbekam. Zum Glück waren noch nicht zu viele Menschen da, sodass ich gerade noch einen Platz direkt am Hindernis bekommen konnte. 
Also holte ich meine Kamera aus der Tasche und wollte gerade loslegen, als mir auffiel, dass die Speicherkarte voll war und mir auf einer älteren Karte nur noch ca. 70 Bilder zur Verfügung standen. 
Für die restlichen 20-30 Minuten des Durchgangs musste ich also damit auskommen, bevor ich mir in der Pause dann eine leere Speicherkarte besorgte. In dieser Situation zahlte sich meine Vorbereitung sofort aus. Ich konnte meine Überlegungen trotz der Umstände in die Tat umsetzen, weil ich mein Programm und meine Ideen im Kopf hatte und mir nicht erst über Technik und Vorgehen Gedanken machen musste. 
Der erste Durchgang sollte der letzte an diesem Tag gewesen sein. Starke Regenfälle machten den Parcours unbefahrbar. Nach einigen Stunden Wartezeit wurde das Training für Donnerstag schließlich eingestellt. Auch Freitag Vormittag fiel aus und das Programm verschob sich immer weiter nach hinten. Informationen dazu, wann und ob das Training überhaupt stattfinden würde, wurden über die offizielle facebook-Seite nicht veröffentlicht und auch die lokalen Medien hatten keine Antworten. In diesem Fall war das Kommunizieren mit Arbeitern und dem Sicherheitsdienst die zuverlässigste Informationsquelle, zumindest am Donnerstag. Als das Training am Freitag schließlich endlich fortgesetzt werden konnte, gab es wieder keine Übereinstimmung mit dem Programm und ich entschied mich, mich auf den spektakulärsten District am Hauptmarkt und den des Vortages zu konzentrieren, um sicher Fotos im Kasten zu haben. 

Wetter
Der Regen brachte die Veranstaltung wirklich ordentlich durcheinander. Nachdem klar war, dass die Fahrer vorerst nicht weiter trainieren konnten, entschied ich mich die Details rund um den District Ride und die Folgen des Regens zu dokumentieren, da der Regen für mich auch Bestandteil der Geschichte um den District Ride 2017 gehörte. 
Generell ist schlechtes Wetter die ideale Gelegenheit Bilder zu machen, die anderen Fotografen entgehen, weil sie das Wetter meiden oder dessen Möglichkeiten nicht sehen. Das gilt besonders für die Landschaftsfotografie, kann aber auf viele andere Bereiche übertragen werden. 
Ich jedenfalls schnappte mir meinen Müllbeutel-Regenschutz und versuchte, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Ich fotografierte, wie die Arbeiter Planen auf den Rampen festschraubten, um sie vor dem Regen zu schützen. Ich fotografierte die Wolkendecke über Nürnberg und Werkzeug, das auf den Rampen stehen gelassen worden war, als der Regen losbrach. Da der Aufbau der Absperrungen unterbrochen war und nicht überall Sicherheitsdienst stand, konnte ich nahe an die Rampen heran und aus Perspektiven fotografieren, die den anderen verwehrt geblieben sind. 
In jedem Fall gilt: Regen ist nicht das Ende der Welt! Bis auf wenige Ausnahmen habe ich es bis jetzt noch nie bereut, schlechtes Wetter als Chance zu sehen und dranzubleiben. 

 


Textur und Fokus 

Wie bereits erwähnt befindet sich sehr viel Textur und viele Strukturen im Bild, wenn ich mein Ziel erfüllen und die Profis in Kontext mit der Stadt zeigen möchte. Zwar konnte ich dieses Jahr durch meine Vorbereitung und Auseinandersetzung mit der Problematik schon mehr Fotos erzielen, bei denen der Fotos sitzt, allerdings waren nach meinem Geschmack noch zu viele Fotos dabei, bei denen der Fokus nicht saß. Das habe ich bereits beim Fotografieren gemerkt und meine Möglichkeiten ausgeschöpft: Die Objektverfolgung brachte letztendlich die besten Ergebnisse. Den Autofokus mit der Mitteltaste von Gesamtfeld ins Zentrum zu legen und ab dem Sprung zu fokussieren und mitzuziehen hat am schlechtesten funktioniert. Manuell auf die Kante der Hindernisse zu fokussieren brachte einige gute und einige schlechte Ergebnisse. Alles in Allem hat die Mischung der Modi das Ergebnis ausgemacht. Das zeigt, wie wichtig es ist, seine Kamera zu kennen und die Bilder schon während dem Fotografieren regelmäßig zu kontrollieren. Mit viel Ausschuss muss man leben und alles versuchen, um die Menge solcher Fotos zu minimieren. Ist das trotz Ausschöpfen der Möglichkeiten nicht möglich, muss man umdenken und andere Perspektiven suchen.









100%- Ansicht: Guter Sprung, aber der Fokus hat auf die Dachziegel scharf gestellt. Trotz aller Bearbeitungstricks ist das Foto unbrauchbar.


Zuletzt noch eine Anmerkung, wenn es um Textur geht: Gerne hätte ich die Profis durch Offenblende mehr vom Hintergrund isoliert. Da ich aber keine Technik leihen wollte/konnte und mit Reisezoom unterwegs war, stand mir diese Option hier nicht zur Verfügung


6.2 Vergleich Ergebnisse und Ziel

Insgesamt konnte ich meinen Plan sehr gut in die Tat umsetzen. Bereits beim Fotografieren war schnell klar, dass die Vorbereitung und Planung vor dem eigentlichen Event wesentlich zu den Ergebnissen beigetragen haben und großen Anteil an deren Erfolg haben. Zwar traten immer wieder Probleme auf, aber ich hatte fast immer eine Antwort und konnte weitermachen. Das war eine wertvolle Erfahrung und hat mir noch mehr Selbstbewusstsein für zukünftige Projekte gegeben. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, was dazu führte, dass ich einen Großteil meiner Bildideen realisieren konnte. Die Suche nach einem Bild, das sich aus der Masse abhebt hat mich zusätzlich gepusht und hat meine Art und Weise zu fotografieren mit beeinflusst. Gerne hätte ich mehr Speicherkapazität gehabt und Objektive gewechselt. So griff ich lediglich auf das Reisezoom zurück. Das 50mm und das 105er 2.8 hätten mir sicherlich auch noch sehr gute Bilder ermöglicht.


Aus den Ergebnissen habe ich viele positive Erfahrungen mitgenommen. Nächstes Mal werde ich besser auf meine Speicherkapazitäten achten. Außerdem werde ich mehr darauf achten, dass mein Motiv in manchen Situationen nicht im Bild verloren geht, d.h. ich werde längere Brennweiten nutzen und eventuell doch versuchen Equipment zu leihen, um das Motiv mehr freizustellen.







Kein Weitwinkel, sondern ein Panorama: Rampe und Sprung vor der Frauenkirche. In der Mitte musste die Kamera Bilder speichern, sodass eine Lücke entstand.




7. Fazit

Meiner Meinung nach ist der District Ride ein unbeschreibliches Event vor beeindruckender Kulisse. Ich habe großen Respekt vor den Fahrern und dem Team, das diese Veranstltung ermöglicht und bin mir sicher, dass ich auch in der Zukunft wieder dabei sein werde.